Paparazzi (1997–2009)

Rund ein halbes Jahr vor dem Unfalltod von Lady Di entwickelte G.R.A.M. das Projekt Paparazzi. Beginnend mit einem MAK-Stipendienaufenthalt in Los Angeles wurden Sehgewohnheiten und Bildstereotypen der kommerziellen Bilderjäger in das Betriebssystem Kunst überführt. Das Spiel mit Sensationen, mit Voyeurismus, Täuschung und Mediengesetzen erlebt in den Fotos von Alltagsszenen aus der unmittelbaren Nachbarschaft eine dramatische Umdeutung: das Gewöhnliche wird über die Paparazzi-Ästhetik mit Geheimnissen aufgeladen. Durch die Vermengung von realen Stars und Nicht-Prominenz entsteht ein visuelles Dickicht: Tausende u.a. in Hollywood, New York, Cannes, Nizza, Monte Carlo, London, Wien, Berlin oder Graz „geschossene“ Bilder simulieren Realitäten, die nur in den Köpfen der BetrachterInnen existieren. Mit dem Paparazzi-Zyklus fokussiert G.R.A.M. den Blick auf das Niemandsland zwischen Privatheit und Öffentlichkeit, auf die Grauzonen zwischen Sein und Schein.

LOOK-ALIKES
Thomas Seelig

Die Körpersprache verrät es: Das Objekt der Begierde weiß sich im Rampenlicht. Es weiß, dass es von Teleobjektiven beobachtet, dass jeder seiner Schritte verfolgt wird. Es weiß, dass die wenigen, kalkulierten Bilder in den kommenden Wochen um die Welt gehen werden, unscharfe Momentaufnahmen von entspannten Tagen auf dem Deck einer Luxusjacht. Es gibt eigentlich keine Absprachen und Übereinkünfte, und doch: Fotografen wissen, wo und wie sie in dieser Gegend fündig werden. Mit großer Brennweite wird das Objekt der Begierde aus der Distanz herangezoomt, fokussiert und abgeschossen. Unscharf bilden sich schemenhafte Gestalten ab, meist nicht mehr als eine alltägliche Geste. Mediterranes Licht, Liegestühle, Sonnenbrillen, Matrosen und andere Figuren sind Accessoires einer anonymen Szene, die sich zu einem medialen Spektakel aufschaukelt. weiterlesen

G.R.A.M.s Paparazzi: Eine Parable vom Leben in Bildern
Reinhard Braun

Wir leben in einer Zeit, in der der Wert von Daten, Bildern und Ideen den von materiellen Errungenschaften und physischen Territorien überholt hat. Douglas Rushkoff
weiterlesen